Im Rahmen eines regionalen Agenda 21-Projektes in Oberösterreich wurde festgestellt, dass mangelnder attraktiver und bezahlbarer Wohnraum einer der wesentlichen Gründe ist, warum junge Erwachsene nicht im Ländlichen Raum bleiben bzw. nach Ausbildung oder Studium nicht wieder zurück in die ländlichen Gemeinden kommen, obwohl dort genügend Arbeitsmöglichkeiten vorhanden wären und dringend Fachkräfte gebraucht würden.
Gleichzeitig stehen in vielen Ortszentren in ländlichen Gemeinden Gebäude leer, die mit einem guten und tragfähigen Nutzungskonzept umgebaut und einer neuen Nutzung zugeführt werden könnten. Es sind die Gebäude, welche „aus der ursprünglichen Nutzung gefallen“ sind, wie z. B. Schwarzwaldhöfe, ehemalige Scheunen, Fabrik- und Produktionsgebäude, Lagerhäuser, Gasthäuser, Ladengeschäfte, Rathäuser und Pfarrhäuser. Und genau diese Gebäude sind es, welche das Orts- und Landschaftsbild prägen und regionale Identität schaffen. Leider werden denkmalgeschützte Leerstände oftmals als Problem und nicht als Chance gesehen.
Sekundäre positive Effekte durch die Aktivierung von Leerstand liegen im Bereich der Grauen Energie:
Mit passendem Wohnraum allein ist es jedoch noch nicht getan: Junge Erwachsene schätzen die vielen Vorteile, die das Leben auf dem Land ihnen bietet – aber gleichzeitig haben sie Bedürfnisse und Vorstellungen, die für sie zu einem „modernen“ Landleben gehören: Sie möchten nicht alleine und doch selbständig leben, in Gemeinschaft wohnen und sich gegenseitig unterstützen, Wohnen und Arbeiten kombinieren (z. B. durch Co-Working Plätze), innovative Mobilitätsangebote nutzen und einen sozialen und nachhaltigen Lebensstil führen.
Um diese Entwicklungen aufzugreifen und die Chancen für den Ländlichen Raum zu nutzen, hat SPES mit der Expertise und Unterstützung der beiden Partnerorganisationen sutter ³ und K-Punkt Ländliche Entwicklung das Modellprojekt „JUNGES WOHNEN: Zukunftsorientierte Wohnmodelle für junge Erwachsene durch Umnutzung von leerstehenden Gebäuden im Ortskern“ entwickelt. Im Projekt beteiligten sich 6 Modellgemeinden aus Baden-Württemberg.
Hier können sich Kommunen zukunftsstark machen und im Wettbewerb um junge Menschen, die die Dorfgemeinschaft stärken, um Fachkräfte und den Verbleib der Jugend im Ort ein besonderes Alleinstellungsmerkmal entwickeln.
Das Modellprojekt JUNGES WOHNEN wurde analog zum Projekt aus Oberösterreich und unter Einbeziehung des dort gesammelten Expertenwissens im Zeitraum Januar bis September 2021 durchgeführt.
Bewusstseinsbildung: JUNGES WOHNEN zum Thema machen! Auseinandersetzung mit der Zielgruppe und deren lebensphasenbezogenen Bedürfnissen.
Attraktives und innovatives Wohnen für junge Erwachsene in ländlichen Gemeinden möglich machen: Wohnmodelle für junge Erwachsene entwickeln und umsetzen.
Ortskern- / innenentwicklung im Ländlichen Raum stärken: Dorfzentren wieder (junges) Leben einhauchen – vom Donut zum Krapfen.
Leerstände umnutzen: Alten Wohnhäusern, Pfarrhäusern, ehemaligen Schulen, Rathäusern, Super- märkten, Hallen und Scheunen eine neue Nutzung geben – und damit auf Nachhaltigkeit setzen.
Know-how zur Umnutzung von alten und denkmalgeschützten Gebäuden sowie deren Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten verbreiten.
Fachkräfte im Ländlichen Raum halten bzw. gewinnen.
Ländliche Kommunen im Standortwettbewerb stärken: Durch spezielle Angebote für junge Erwachsene Anreize für das Leben in ländlichen Gemeinden schaffen.
Das Modellprojekt wurde nach der Methode „Design Thinking“ strukturiert. Design Thinking ist ein Ansatz zur kreativen Problemlösung und zur Entwicklung neuer Ideen.
In Fokusgruppen wurden 6 Modellgemeinden (Bettringen, Dornstadt, Herbolzheim, Riedlingen, Stühlingen, Zaberfeld) mit kreativen Methoden dabei begleitet, zukunftsorientierte und bedarfsgerechte Wohnmodelle für junge Erwachsene zu entwickeln. Ausgangspunkt waren leerstehende Gebäude, die damit einer neuen Nutzung zugeführt werden können. Die Wohnmodelle wurden durch Architekt*innen skizziert und auf Umsetzbarkeit geprüft. Belastbare Berechnungen zeigten auf, wie durch einen passgenauen Einsatz von Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten sowie durch innovative Träger- und Kooperationsmodelle ein Umbau bestehender – auch denkmalgeschützter – Gebäude tatsächlich realisierbar und ggf. finanziell tragfähiger sein kann als Abriss und Neubau.
Im Rahmen von Resonanzworkshops mit der Zielgruppe wurden die jungen Erwachsenen in jeder Modellgemeinde mit eingebunden. Sie wurden zu ihrer aktuellen Wohnsituation sowie zu gewünschten Wohnformen befragt und brachten ihre eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse zum „Wohnen plus“ ein. Ihre Ideen und Anregungen wurden in die Nutzungskonzepte eingearbeitet.
Ortstermine mit Gebäudebesichtigungen in allen sechs Modellgemeinden halfen bei der Einschätzung des baulichen und energetischen Zustandes sowie der Ausbaupotentiale. Hier konnten Fragen der Eigentümer*innen zur Gestaltung der Eigentumsverhältnisse, zu Trägermodellen und Förderungen beantwortet werden. Das Planungsbüro sutter3 wies auf erforderliche Planungsschritte, Verfahrenswege zur Genehmigungsfähigkeit und Abstimmungsbedarfe mit Behörden (Baurecht, Denkmalschutz etc.) hin.
Hier finden Sie Kurzinterviews mit den 6 Modellgemeinden
Weitere Details zum Projektablauf und dem Vorgehen in den einzelnen Modellgemeinden finden Sie in der Ergebnisbroschüre welche hier zum Download bereitsteht.
Und die Aufzeichnung der Abschlussveranstaltung:
K-Punkt Ländliche Entwicklung
Am Münster 11
88499 Heiligkreuztal
E: zukunft@kpunktland-drs.de
T: 07371 93 474 95
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