Alt und Jung, das passt ideal zusammen. Die Jungen Erwachsenen bringen viele Vorteile für die alten Gebäude und der Bestand profitiert von den Ansprüchen und der Lebensweise der jungen Menschen.
Alt und Jung, das passt ideal zusammen. Die Jungen Erwachsenen bringen viele Vorteile für die alten Gebäude und der Bestand profitiert von den Ansprüchen und der Lebensweise der jungen Menschen.
Räume werden nur wenige Male in der Woche/Monat genutzt
Zweit-/Ferienwohnung
Leerstand in ländlichen Gemeinden
Leerstand hat viele Gesichter und geschieht schleichend. Oft hat man sich an den Anblick der verfallenden Gebäude und der leeren Straßen gewöhnt. Vor allem in den Ortskernen ländlicher Gemeinden stehen immer mehr Gebäude leer. Der Supermarkt findet keinen neuen Pächter, die Wirtin des Gasthofs hat keine Nachfolger, das Rathaus ist schon lange viel zu groß und die Firma, die früher hier produziert hat, gibt es nicht mehr. Wer zurückbleibt sind meist die Alten in ihren viel zu großen Häusern.
Der demographische Wandel (zunehmende Überalterung der Gesellschaft) und die Abwanderung verstärken sich selbst und gegenseitig. Betroffene Gemeinden geraten zusehends in eine Abwärtsspirale. Viel zu spät werden die Langzeitfolgenden der sterbenden Ortskerne deutlich – meist ist der Nahversorger und die Hausärztin dann schon abgewandert, die letzte Schule ist geschlossen und die Gemeindeverwaltung besteht nur noch aus zwei Halbtagskräften.
Enorme Anstrengungen sind dann nötig, um die Gemeinde wiederzubeleben und ihr neue Perspektiven für die Zukunft zu geben. Umso wichtiger ist die Bekämpfung der ersten Symptome: Leerstand in der Mitte.
Junges Wohnen setzt genau hier an.
Immer mehr Leerstand im Ortskern durch Neubaugebiete am Rand
In den meisten ländlichen Regionen ist der Baubedarf erfüllt bis übererfüllt (>110%)
In über einem Drittel der Fälle übersteigen die kommunalen Folgekosten die steuerlichen Mehreinnnahmen durch die Neubaugbiete. Das belastet die angeschlagenen Haushalte der schwächelnden Gemeinden weiter.
Trotz stagnierenden Bevölkerungszahlen wird immer mehr gebaut. Eine Erhöhung der Wohnfläche pro Kopf und Leerstand sind die Folge.
Wir wohnen auf immer mehr Fläche. Die durchschnittliche Wohnfläche hat sich seit 1950 (14m²) auf fast 50m² pro Person erhöht – eine Zunahme um 350%.
Alle Einspraungen durch immer energieeffizienter Gebäude werden durch den wachsenden Wohnflächenverbrauch aufgefressen.
Mehr als dreiviertel des Wohngebäudebestandes in Deutschland sind Ein- und Zweifamilienhäuser, mit viel größerem Flächenverbrauch, sowie durch das schlechtere Verhältnis von Wohn- zu Außenfläche höheren Energieverbräuchen als Mehrfamiliehäusern.
Weder ökologisch noch ökonomisch können wir uns Neubaugebiete in Zukunft leisten. Trotzdem sind die Forderungen nach eben diesen im ländlichen Raum immer laut. Sie versprechen schnelle Hilfe für akute Problem. Genau das Gegenteil ist der Fall. Neubaugebiete verstärken die negativen Prozesse vielerorts noch weiter. Familien ziehen an den Rand, der Ortskern stirbt aus, die Daseinsvorsorge, Treffpunkte und Nahversorger wandern ab. Ganze Orte werden zu Schlafdörfern.
Es kommt zum Donut-Effekt, dem sichtbaren Symptom einer Gemeinde auf dem absteigenden Zweig: die Dorfkerne stehen leer, während gleichzeitig am Ortsrand monotone Neubaugebiete hochgezogen werden.
Hier braucht es ein radikales Umdenken und das beginnt in der Mitte. Junges Wohnen kann die sprichwörtliche süße Marmelade sein, um den faden Donut wieder zum leckeren Krapfen zu machen.
Quelle: Bundesstiftung Baukultur
Exkurs:
Ungeahnt wertvoll - die graue Energie
In Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit pflegen wir beim Bauen unsere Wegwerfkultur. Das vermeintlich hässliche und unpassende wird abgerissen und durch möglichst günstigen Neubau ersetzt. Dabei ist längst bekannt, dass der Bausektor zu den größten Klimakillern überhaupt gehört.
Um trotzdem den benötigten Wohnraum herstellen zu können muss das Zauberwort in Zukunft „Graue Energie“ lauten. Damit ist die Energie gemeint, die bei der Erstellung eines Gebäudes benötigt und meist für die Beurteilung der Energieeffizienz komplett unterschlagen wird.
Vom Ressourcenabbau, über die Herstellung von Baumaterialien, den Transport per LKW, Flugzeug oder Zug, bis hin zur Handwerksleistung auf der Baustelle steckt in jedem Bau schon vor dem ersten Lichteinschalten jede Menge Energie.
So viel, dass das Gebäude durchschnittlich ganze 60 Jahre und damit den gesamten angenommen Lebenszyklus hinweg, damit betrieben werden könnte.
Ein weitergenutzer Altbau hat somit gegenüber dem Abbruch und Neubau nicht nur im Hinblick auf den Ressourcenverbrauchs, sondern auch in energetischer Hinsicht einen erheblichen Vorsprung.
Energiebilanz über den gesamten Lebenszyklus
Quelle: König, 2017, Lebenszyklusanalyse von Wohngebäuden, Studie für das Bayerische Landesamt für Umwelt; Mahler et al., 2019
Planungsprinzipien
Mit dem Bestand planen, nicht gegen ihn!
Einfaches aber wirkungsvolles Credo des Freiburger „Umplanungs“-Büro sutter3
Wohn(t)räume in Bestandsgbäuden verwirklichen ist nicht immer ganz einfach. Nicht jeder Bestand passt zu jeder Nutzung und oft fehlt es an Experten und Expertinnen, die die entsprechenden Visionen und den Mut mitbringen. Doch grade Junges Wohnen bringt die Flexibilität und die Anpassungsfähigkeit mit, die alte Gebäude brauchen. Dafür muss der Bestand von Anfang an mitgedacht und -geplant werden. Das lohnt sich und ist in vielerlei Hinsicht wichtig!
Um die Baukosten gering und damit die Mieten für die Jungen Erwachsenen bezahlbar zu halten muss bei der Planung streng kaskardisch vorgegangen werden.
Kann man die bestehende Struktur anders nutzen?
Muss wirklich jede Fläche umgebaut werden?
Wo reicht ein Eimer Farbe?
Ganz natürlich geht so kosten- und ressourcensparendes Bauen mit Bestandserhalt einher.
Denkmalschutz – Bauamt – Fachplaner – Umbauen als Gemeinschaftsaufgabe
Hinter einem Bauprojekt steckt ein ganzes Netzwerk an Expertinen und Experten, die es zu koordinieren gilt. Neben der Suche nach fachkundigen Handwerken wird der Denkmalschutz häufig als besondere Her- ausforderung empfunden. Meist hilft es aber die zuständigen Personen frühzeitig in die Planung einzubinden und gemeinsam wirt- schaftliche und dem Denkmal zuträgliche Lösungen zu entwickeln.
Denn der beste Denkmalschutz ist eine nachhaltige Nutzung.